Wir erhalten Leben – drauf

Die irre Geschichte einer Internethundebestellung aus der Ukraine

Die Hundefalle wird vom Tierhilfe Franken-Haus abtransportiert. Johanna kümmert sich um die Formalitäten (Foto rechts oben).

Seit mehreren Wochen und Monaten werden aus bereits hinreichend bekannten Gründen Hunde von Internetbestellungen massenweise aus aller Welt, auch aus Drittländern, nach Deutschland verfrachtet.

Das Verwerfliche daran ist, dass in keinster Weise darauf geachtet wird, ob Mensch und Tier zusammen harmonieren und das vorhandene Umfeld passend ist.

Auch mit auftretenden Problemen, egal welcher Art, werden die neuen Hundehalter alleine gelassen.

Die Käufer erwarten zudem einen normalen, alltagstauglichen Hund und können selten damit umgehen, wenn sie lange Zeit, Geduld, Umsicht und Einfühlungsvermögen aufbringen müssen.

Wenn ein Tier in einem riesigen Shelter mit hunderten von Hunden geboren wurde und noch nichts anderes kennenlernen durfte, ist die Katastrophe oft vorprogrammiert. Gerade dann, wenn es diesbezüglich zu unwissenden und ahnungslosen Menschen kommt.

So begann auch diese unseriöse Vermittlung und die schwere Reise des kleinen Mostie. Nach einer endlosen Fahrt von über 1700 km, wurde Mostie im März bis Bordsteinkante in einem unscheinbaren Kombi an seinen neuen Besitzer geliefert.

Schnell waren die wenigen Papiere übergeben, der Kaufpreis von 400 Euro in bar vom Verkäufer kassiert.

Vollkommen verängstigt und gestresst und vom Fluchtimpuls geleitet ist der Hund seinem neuen Halter bereits nach 3 Stunden entkommen. Vier Tage später wandte sich der Besitzer an die Tierhilfe Franken e.V., um sich deren Hundefalle auszuleihen. Immer wieder wurde der Vierbeiner in einem Umkreis von      5 km gesehen, konnte aber nicht gesichert werden. Schnell hatte sich der Vorfall in der Gemeinde herumgesprochen, sodass Spaziergänger und Ortsansässige immer wieder Meldung machten, wann und wo der verhuschte Rüde gesichtet wurde. Der Verein war täglich vor Ort, um die Falle mit Lockstoffen zu bestücken, da der Käufer kaum mehr Bereitschaft zeigte, sich einzubringen.

Mostie wurde wochenlang immer wieder gesehen, konnte jedoch nicht gesichert werden.

Frau Baur legt eine Futterspur um die Hundefalle, um den Ausreißer anzulocken.

Die Futterstelle von einer Tierfreundin vor Ort wurde von Mostie besucht. Meist in den frühen Morgenstunden.

Nach einigen Tagen wurde die Falle in den Garten der Tierfreundin gebracht, diese mit Zweigen getarnt, damit Mostie die Falle nicht als solche erkennt.

Dankenswerter Weise richteten verschiedene Tierfreunde Futterstellen auf ihren Grundstücken ein, damit Mostie nicht weiterzog und im Areal blieb. Dennoch war der Ausreißer nur noch Haut und Knochen. Lange hätte er es sicher nicht mehr geschafft, war die einhellige Meinung.

Nach knapp vier Wochen, kurz vor Mitternacht, der erlösende Anruf. Mostie war in einen Garten geraten, konnte in Gewahrsam genommen werden und wurde von einem Vorstandsmitglied ins Tierhilfe Franken-Haus nach Betzenstein in die Quarantäne gebracht.

Frau Baur macht erste Annäherungsversuche nachdem Mostie nach fast vier Wochen eingefangen werden konnte.

Mostie wurde mit den anderen Hunden der Pflegefamilie vergesellschaftet.

Der Besitzer wurde informiert. Das Interesse am Hund war im Blick auf die Umstände und Aufwendungen stark gesunken. Trotz all unserer Anstrengungen war der uneinsichtige Käufer nicht bereit, Mostie unentgeltlich der Tierhilfe Franken zu übereignen, da er ihn „wieder verticken wollte“. So gab der Verein das Geforderte gegen Übergabe von Impfausweis und Kaufvertrag.

Nach Überprüfung wurde festgestellt, dass Mostie nicht ordnungsgemäß eingeführt wurde, auch waren die Einfuhrpapiere unvollständig und zweifelhaft.

Daher kam man nicht umhin, eine Blutuntersuchung und auch eine Titerbestimmung vornehmen zu lassen.

Nachdem dies abgeschlossen ist, sucht der einjährige Hundebube ein passendes Zuhause.

Mostie ist ein Seelchen von einem Hund, lebt zurzeit bei einer sehr erfahrenen Pflegefamilie mit anderen Hunden zusammen und lernt buchstäblich das Leben.

Mitlerweile wurde Mostie ein Sicherheitsgeschirr verpasst, mit GPS.