Weniger Einnahmen, weniger Auslauf
NÜRNBERGER LAND – Manche Tierhalter sind verunsichert in Corona-Zeiten und befürchten einen Übertragungsweg vom Tier auf den Menschen. Fachleute und Tierschützer können beruhigen, sie aber treiben andere Sorgen um.
Kann das Corona-Virus nun auf mein Tier und dadurch möglicherweise auch auf mich überspringen oder doch nicht? Tierliebhaber sind so vielen Informationen, darunter auch Fake News, ausgesesetzt, dass manche nicht mehr wissen, was richtig und was falsch ist. Einem Zeitungsbericht zufolge werden derzeit in den Tierheimen ungewöhnlich viele Tiere abgegeben, weil die Besitzer auf Nummer sicher gehen wollen.
Ein Hund habe sich in China mit dem Virus infiziert, kann man in gewissen Medien lesen, Tests mit Rhesusaffen hätten gezeigt, dass die Covid-19 bekommen können, warum also nicht auch mein Hasso und meine Minzi?
In den Tierheimen der Region ist dies allerdings kein Thema. Herbert Sauerer, der erste Vorsitzende des Tierheims Feucht, verzeichnet nichts Auffälliges. Tierabgaben wegen Corona hat er noch nicht erlebt, „zumindest, wenn man den Begründungen der Leute Glauben schenken darf“, fügt er hinzu. Die Zeiten sind ruhig. „Vielleicht hat das auch damit zu tun, dass wir seit Beginn der Krise geschlossen haben“, vermutet er.
Man habe den Betrieb weitgehend heruntergefahren und alle Veranstaltungen abgesagt, schon um die eigenen Mitarbeiter zu schützen. Denn es wäre für den Verein schwer zu verkraften, wenn Tierpfleger in Quarantäne müssten. Dies habe allerdings zur Folge, dass man nun auf die Einkünfte der Events verzichten muss – Geld, auf das man dringend angewiesen ist.
Hygiene ja, Masken nein
Dass dennoch Unsicherheit bei Tierhaltern festzustellen ist, hat seiner Meinung nach damit zu tun, dass das neue Virus eben nicht bekannt ist und es keine endgültigen Erkenntnisse dazu gibt. Auch sei es wissenschaftlich noch nicht bewiesen, dass das Corona-Virus wirklich nicht von Tieren aufgeschnappt werden kann. „Aber es gibt eben auch keinerlei Indizien, dass es passiert“, gibt er zu bedenken und verweist auf ein Statement des Deutschen Tierschutzbundes, der ebenfalls keine Fälle kennt, in denen Tiere erkrankt sind.
Dort beruft man sich darauf, dass die Wissenschaft davon ausgeht, dass das Virus nicht vom Tier auf den Menschen übertragen werden kann, Quarantäne oder Atemmasken unsinnig seien, nicht aber vernünftige Hygiene. Dies gelte insbesondere, wenn Tierbesitzer selbst an Covid-19 erkrankt sind. In diesem Fall rät die Organisation von zu engem Kontakt oder dem Teilen von Essen ab.
Das Tier aber außer Haus zu geben, sei nicht nötig. Sauerer hat noch weitergehendere Sorgen. Wie geht es nun nach dem Verhängen der Ausgangssperre weiter? Ministerpräsident Markus Söder dürfte ihn zumindest in puncto Gassigehen beruhigt haben, der in seiner getrigen Verfügung zugesichert hat, dass es erlaubt bleibe, Hunde auszuführen.
Auch das Tierheim Nürnberg beschäftigt Corona. Dort muss man sich mit Anfragen beschäftigen von Tierbesitzern, die sich Sorgen machen, wer sich um ihre Tiere kümmert, sollten sie krank werden, ins Krankenhaus müssen oder gar versterben. Immer wieder müsse man den Leuten klarmachen, dass das Tierheim keine Pension für Tiere ist und sie deren Versorgung im Notfall selber organisieren müssen.
Finanzieller Einbruch
Carmen Baur von der Tierhilfe in Lauf weist auch darauf hin, dass das Virus durch Tiere nicht übertragbar sei, berichtet aber ebenfalls von großen Sorgen, die die Tierschutzorganisation seit Beginn der Krise plagen. Wie das Feuchter Tierheim, bekommen die Laufer keinerlei regelmäßige Unterstützung und leben vom Erlös von Veranstaltungen und Spenden.
Carmen Baur sorgenvoll am Telefon. Es muss viel organisiert werden und Tiervermittlungen können im Moment nicht stattfinden.
Foto: privat
|Deshalb sei man normalerweise auf so vielen Festen vertreten, sagt sie und nennt die Märkte und weitere Events. Eben erst musste man den Ostermarkt absagen. „Das ist ein enormer finanzieller Einbruch“, resümiert sie jetzt schon. „Wir sind ein Verein, wir können ja keine Kurzarbeit beantragen“, stellt sie fest. Hinzu kommt, dass man derzeit die Tiere nicht vermitteln kann. „Die Leute dürfen nicht zu uns kommen.“ Dies sei die eine Seite. Die andere, dass man nicht in die Familien gehen kann, um die Vehältnisse gründlich zu prüfen, wie man das sonst macht, bevor man ein Tier in ein neues Heim vermittelt.
Zwar wollten Leute auch in diesen Zeiten schon Tiere bei der Tierhilfe abgeben, weil die Besitzer krank sind und sie nicht mehr mit ihnen Gassi gehen könnten. „Aber das gilt für uns ja genauso“, gibt Baur zu bedenken und versichert, man habe jeden Fall individuell geprüft und meist geraten, den Tieren Auslauf zu Hause im Garten zu gewähren.
Sie hofft sehr, dass man in ein paar Wochen wieder über mehr Kapazitäten und Freiheiten verfügt und ist im Moment erleichtert, dass alle Tierhilfe-Tiere in Pflegefamilien untergebracht werden konnten, die im Übrigen vom Tierschutzverein mit Futter versorgt werden. Wenn sich das aber noch länger hinzieht, dann werde es „ganz, ganz schwer“, fürchtet die Lauferin und meint damit ausschließlich die wirtschaftliche Situation: „Wir hoffen sehr, dass die Tierliebhaber nicht selbst in finanzielle Not geraten und ihre Hilfen einstellen.“
Folgender Beitrag wurde am 21.3.2020 im “DER BOTE” veröffentlicht und kann auch hier online abgerufen werden:
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