Wir erhalten Leben – drauf

Macibär

Update 2 (aus der Pflegefamilie)

Macibär ist nun knapp drei Monate bei seiner Pflegefamilie und läuft völlig problemlos: Rituale sind eingeschliffen, Kommandos führt er in jeder Situation zuverlässig aus – alle Begegnungen mit Menschen werden im Vorfeld für ihn geregelt. Die einzigen Aufgaben, die er völlig selbstständig entscheiden darf, sind die Sicherung des Gartenzaunes (und das macht er großartig!) sowie die Kontaktaufnahme zu anderen Hunden. Hierbei verhält er sich vorbildlich und stets freundlich, fordert meist zum Spielen auf und deeskaliert sofort, wenn ein anderer Hund aggressiv auf ihn zukommt, so dass es bei unzähligen Begegnungen noch nie zu einer ansatzweise brenzligen Situation kam.

Die Kontaktaufnahme zu (bevorzugt blonden) Frauen gestaltet sich nach wie vor deutlich einfacher, als die zu Männern. Frauen können Macibär, wenn sie ihn nicht bedrängen, sondern auf sich zukommen lassen, in der Regel nach kürzester Zeit streicheln. Aber mittlerweile lässt er sich auch von Männern, die er kennt, knuddeln.

Auch das Problem, dass man die Pfoten nicht anfassen darf, hat sich mittlerweile entspannt, so dass er sich nicht nur die Haare an den Pfoten schneiden, sondern Beine und Bauch auch abrubbeln und sauber machen lässt.

Fazit nach drei Monaten: Der unsichere Mac ist deutlich stabiler sowie sicherer geworden und läuft mit Rute oben. Wenn er einem Menschen vertraut und dieser ein zuverlässiger Leitwolf für ihn ist, mit ihm spielt, kuschelt, aber auch konsequent den richtigen Weg zeigt, dann vertraut er diesem blind, schenkt ihm seine ganze Liebe und ordnet sich ohne für pubertierende Rüden typische „Machtspielchen“ unter. Dass er diesen Lieblingsmenschen dann selbstverständlich auch beschützt, ist eine großartige Charaktereigenschaft – nur sollte man das im Umgang mit Fremden auch stets als Leitwolf im Blick haben.

 

Update (aus der Pflegefamilie)

Macibär befindet sich seit vier Wochen bei mir auf einem Pflegeplatz. Hier hat er sich schnell eingewöhnt und in kürzester Zeit viele der vormals angewöhnten Verhaltensweisen aufgegeben: Bei entgegenkommenden Spaziergängern, Radfahrern oder Joggern spreizt er nicht mehr ein, sondern geht an kurzer Leine zügig vorbei – umdrehen muss er sich aber noch. Auch das Nach-Vorne-Gehen bei Angst ist kontrollierbar, weil er sich leicht zurückrufen und an die Leine nehmen lässt.

Zudem ist er äußerst klug und gelehrig – keine Übung musste bisher mehr als dreimal wiederholt werden, dann hatte er sie verstanden. Kommandos wie: „Mac – hier!“ – „Sitz!“ – „Platz!“ – „Bleib!“ beherrscht er zuverlässig. Kurze Trainingseinheiten mehrmals täglich sichern die Fortschritte.

Anderen Hunden gegenüber verhält er sich äußerst sozial und kommt bisher mit jedem zurecht – bei Menschen findet er derzeit (noch) deutlich leichteren Zugang zu Frauen. Auch die Angst vor Pferden wird ihm durch gemeinsame Spaziergänge langsam genommen.

Mindestens ein langer Spaziergang täglich ist Pflicht – dem Wetter geschuldet am besten am frühen Morgen oder spätabends – und dabei darf es dann auch ruhig etwas schneller zugehen: Zur Zeit, seinem jugendlichen Alter geschuldet, ca. 6 km Jogging oder Nordic Walken mit umgehängter Leine bereiten ihm keinerlei Probleme, im Gegenteil, er ist danach noch zum Spielen aufgelegt – Verstecken und Fangen im Wald findet er zum Abschluss der Tour einfach klasse. Wobei er sich nie mehr als zwei Meter entfernt und steten Blickkontakt hält. Darüber hinaus spielt er gerne mit dem Tennisball und apportiert ihn auch – am Auslassen arbeiten wir noch.?

Die beim Beobachten in der Hundepension gehegte Vermutung, dass sich Macibär verselbstständigt hatte, weil führungslos, hat sich in vollem Umfang bestätigt. Wenn er eine Person an seiner Seite hat, die ihm Richtung und Struktur gibt, der er vertraut, weil sie liebevoll, kuschelig, aber dennoch konsequent zu ihm ist, dann ordnet er sich nach kürzester Zeit bedingungslos unter und gehorcht ohne Wenn und Aber.

Aktuell konnte ich in einer 3,5 Stunden-Sitzung ihm mit der Schere das verfilzte Haar abschneiden…eine tolle Leistung von Mac!

Macibär – oder: Wer gibt einem unsicheren Riesenbaby Rückhalt?

Auf der Suche nach einem familientauglichen, gelehrigen Hund, der nicht allzu groß und darüber hinaus Allergiker freundlich ist und nicht haart, hat sich meine Familie für einen Labradoodle entschieden und mich als Welpen nahe München in der Meinung gekauft, ich sei einer.

Naja, nicht ganz, denn ein Hirtenhund ist bei mir sicherlich auch dabei, weshalb ich so groß geraten und genetisch dazu veranlagt bin, das Grundstück und alle Familienmitglieder zu beschützen. Nur muss ich wissen, wann ich tätig werden soll und wann nicht. Wenn ich die Gewissheit nicht habe, dass mein Frauchen die Sache schon regelt, verunsichert mich das sehr und ich weiß nicht wie ich reagieren soll. Dann denke ich kurz nach und entscheide mich manchmal für den Grundsatz: Angriff ist die beste Verteidigung – und dabei bin ich docheher schüchtern! Aber wenn mir keiner zeigt, was ich tun soll, woher soll ich das dann wissen?

Am wohlsten fühle ich mich in meiner Familie, in gewohnter Situation. Dann kann ich so richtig entspannen, kuscheln und mag auch, geknuddelt zu werden. Wenn mir etwas zu viel wird, murre ich kurz und die Sache ist gut. Mein Frauchen gibt sich richtig Mühe, aber sie hat wenig Erfahrung mit Hirtenhunden. Deshalb bin ich zu Hause schon der Chef im Ring, obwohl ich eigentlich noch ein pubertierender Teenager bin, denn ich habe mich dazu entschlossen, für alle mitzudenken.

An der durchhängenden Leine gehe ich gerne spazieren, jage nicht und lasse mich sogar zurückrufen, wenn ich mal spontan andere Hunde besuchen möchte. Ja, ich habe schon einiges gelernt. Darüber hinaus bin ich verträglich mit meinen Artgenossen und kann auch ein paar Stunden alleine bleiben, wenn es sein muss. Da ich nun doch Haare verliere und ich aber weiterhin so schön aussehen möchte wie bisher, lasse ich mich auch geduldig pflegen und mir die Barthaare schneiden, oder mein Fell kämmen.

Wenn ich mal in der Hundeschule bin, lerne ich schnell dazu, nur leider war ich das noch nicht allzu oft und möchte diese in Zukunft liebend gerne regelmäßig besuchen. Was ich mir aber am meisten wünsche, ist ein verantwortungs- und liebevoller, souveräner Mensch mit Hütehund-Erfahrung, zu dem ich Vertrauen aufbauen kann, der aber auch genau um meine Charaktereigenschaften weiß und mir konsequent die Richtung weist. Dann müsste ich endlich nicht mehr so viel grübeln und könnte mich ganz einfach in unbekannten Situationen auf ihn verlassen! Wäre das schön!